Ein letztes Rei vor der Rente

Es war ihm ein persönliches Bedürfnis, seine Karriere an dem Ort zu beenden, wo er vor 54 Jahren das Einmaleins des Judos selbst erlernte. In der HSG Wissenschaft Halle hatte Frank Hölperl begonnen Judo zu lernen, nachdem der Versuch seiner Mutter, einen Turner aus ihm zu machen, gescheitert war. Seine Brüder taten es ihm gleich, „die beste Entscheidung“ wie diese kundtaten.
Frank Hölperl war selbst ein erfolgreicher Wettkämpfer. Im Junioren- und Seniorenbereich sammelte er Medaillen bei DDR-Meisterschaften und Spartakiaden. In Gera wurde er 1981 DDR-Meister bis 60 Kilogramm.
Nach der Wende begann er 1991 in Rüsselsheim als Trainer, kam fünf Jahre später nach Halle zurück und prägte eine beispiellos erfolgreiche Zeit an der Saale. Über 12 Jahre machte er Talente für den Hochleistungsbereich fit und den kleinen Stützpunkt deutschlandweit zum Aushängeschild. Noch vor der Strukturreform des DOSB konnten die Kader an ihren Heimatstützpunkten bleiben und so entwickelte sich in Halle eine starke Trainingsgruppe. Claudia Malzahn, Heide Wollert, Luise Malzahn, Michael Möbius, Timo Prellwitz, Katja Kreßmann, Jeanette Wanke, Alexander Lenk und mehr platzierten sich bei Deutschen Meisterschaften der Junioren und Senioren. Herausragend war hier das Jahr 2003, als Sachsen-Anhalt im Medaillenspiegel der Deutschen Meisterschaften in Leipzig ganz oben stand und der SV Halle der stärkste Verein Deutschlands war.
Aber weit über Deutschland hinaus machten vor allem seine Sportlerinnen auf sich aufmerksam. Mit Claudia und Luise Malzahn sowie Heide Wollert gingen drei Olympioniken und WM-Medaillengewinnerinnen hervor, wenn auch teils nach seiner Amtszeit in Halle. Diese endete wegen Vertragsunsicherheiten 2008 und über Potsdam ging es zurück nach Hessen.
Zum Abschlusstraining in Halle kamen viele alte Weggefährten und Sportler. Teils kramten sie die eingestaubten Judoanzüge wieder aus der Kiste. Zur Trainingszeit von Luise Malzahns Trainingsgruppe durfte Frank Hölperl noch einmal alle ins Schwitzen bringen, doch nicht bevor nicht über ihn gesprochen wurde. Luise selbst betonte den Einfluss den er auch auf ihre Karriere hatte und der Präsident des SV Halle, Hardy Gnewuch, gab die Vordenkerrolle als Trainer über die Abteilung Judo hinaus zu verstehen. Frank Hölperl selbst bedankte sich für den Andrang, zeigte sich glücklich darüber, dass es auch mehrere seiner ehemaligen Schützlinge selbst in hauptamtliche Trainerstellen geschafft haben und er somit kein so schlechter Einfluss gewesen sein konnte. Auch dankte er seinem langjährigen Arbeitskollegen in Halle, Werner Schulze, für die hervorragende Zusammenarbeit über die Jahre.
Nach der Rede gab er mit seiner typischen Handbewegung das Zeichen zum Warmlaufen. Begleitet von einem herzlichen Lachen folgten alle der Anweisung. In der Einheit zeigte er, dass auch kurz vor der Rente immer noch die Technik den Unterschied macht, gespickt mit Anekdoten aus seiner Trainerzeit.
Nach dem Randori waren nicht mehr viele Worte nötig, dem letzten Rei folgte minutenlanger Applaus für eine beachtliche Karriere. Auch der DJB würdigte diese mit der Verleihung des 7. Dan.
Nachdem die alten Weggefährten noch auf der Matte in Gespräche versunken ging es für alle alsbald zum gemütlichen Teil über und weitere Geschichten aus den Judohallen Deutschlands und dieser Welt wurden ausgetauscht.
Bilder: SV Halle